Brand Spaces zwischen Luxus und Abenteuer

Wie die Mischung aus Fahrgeschäften und Gastro für "Eatrenalin" sorgt

Die Reise durch Raum und Zeit beginnt in der Lounge mit einem Glas Champagner und kleinen Köstlichkeiten zur Begrüßung
Europa-Park
Die Reise durch Raum und Zeit beginnt in der Lounge mit einem Glas Champagner und kleinen Köstlichkeiten zur Begrüßung
Von wegen nur Achterbahnen: Fahrgeschäfte geben gastronomischen Spitzenleistungen zusätzliche Kicks. Der Name ist Programm: eine Kombination aus "eat" und "Adrenalin".
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Im Restaurant-Business werden Gäste gern auf "kulinarische Reisen" geschickt. Was oft floskelhaft klingt und sprichwörtlich gemeint ist, gilt nicht für das Eatrenalin im Europa-Park Rust. Der Anspruch der Verantwortlichen: die Gastronomie neu zu erfinden – und ein Erlebnisrestaurant erster Güteklasse zu bieten. Für die Macher ist es nicht weniger als das aufregendste Gastronomie-Erlebnis der Welt und ein Restaurant der Zukunft, in dem das Zusammenspiel aller Sinne eine tragende Rolle spielt. Das Eatrenalin ist die neueste Attraktion im meistbesuchten Freizeitpark im deutschsprachigen Raum.

Beeindruckt von einer Reise durch die USA, kamen Franz Mack und sein Sohn Roland Anfang der 1970er Jahre zurück ins heimische Dreiländereck zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Mit im Gepäck hatten sie die Vision, einen eigenen Freizeitpark nach US-amerikanischem Vorbild in Europa aufzubauen.

Es ging ihnen dabei nicht nur darum, eine neue Attraktion zu importieren, sondern sie wollten auch eine Art Ausstellungs- und Testgelände für die eigenen Fahrgeschäfte schaffen. Als "Hoflieferant" des Zirkus Krone hatte sich das Familienunternehmen bereits einen Namen im Schausteller- und Karussellbaugeschäft gemacht. Achterbahnen, Autoscooter und Kirmes-Klassiker aus dem Hause Mack Rides, wie beispielsweise die "Wilde Maus", sind auf der ganzen Welt vertreten. Im Europa-Park, zwischen Schwarzwald und Vogesen, können die Besucherinnen und Besucher die Attraktionen inzwischen auf rund 95 Hektar Fläche, in 15 europäischen Themenbereichen ausgiebig testen und erleben.
Im Raum "Ocean" tauchen die Gäste in die Tiefen des Meeres ein
Europa-Park
Im Raum "Ocean" tauchen die Gäste in die Tiefen des Meeres ein
Mit der Idee, die Tagungs- und die Freizeitwirtschaft auf dem riesigen Areal zusammenzubringen, hat die badische Unternehmerfamilie den Begriff des Confertainments geprägt. Die Kombination aus Tagungen (Conferences) und korrespondierendem Unterhaltungsprogramm (Entertainment) bildet heute ein weiteres Standbein neben dem Freizeitvergnügen. Für das Firmenkundengeschäft wurden Veranstaltungs- und Tagungsräume sowie Erlebnishotels mit üppigen Wellnessbereichen gebaut. Die Europa-Park Arena bietet auf einer Fläche von fast 3000 Quadratmetern mit einer lichten Höhe von 13 Metern Raum für Messeveranstaltungen. Der jüngste Erlebnisbaustein für Tagungsgäste, Messebesucherinnen und -besucher ist das futuristische Restaurant "Eatrenalin", das im November des vergangenen Jahres eröffnet hat. Der Name ist Programm – eine Kombination aus dem englischen "eat" und der deutschen Bezeichnung "Adrenalin", dem Hormon, das den Blutdruck steigen lässt und die Atmung beschleunigt.

Von außen wirkt das Erlebnisrestaurant wie eine Blackbox, deren geschlossene Gebäudehülle aus doppelt gekrümmten Aluminiumelementen lediglich im Eingangsbereich wie ein Vorhang leicht angehoben wird. Nur das Logo mit einem stilisierten Gedeck weist auf das spektakuläre Gastronomie-Event-Konzept im Inneren hin, das die Gäste nicht nur auf eine kulinarische, sondern auch eine visuelle, akustische und haptische Reise mitnimmt. Die Idee dafür wurde bei einem gemeinsamen Flug im "Voletarium" des Europa-Parks geboren, bei dem die europäischen Länderwelten überflogen werden: Wieso nicht eine solche Reise mit passender Kulinarik ergänzen? "Mit Oliver Altherr diskutierte ich schon vor Jahren diese Vision", so Thomas Mack, der für das Hotel Resort, die Gastronomie sowie die Bereiche Confertainment und Entertainment zuständig ist. "Das Ziel ist es, der Gastronomie zusätzliche Dimensionen zu geben und die Gäste emotional zu berühren", ergänzt Joint-Venture-Partner Oliver Altherr, Gastronomieexperte und CEO von Marché International. Die interdisziplinär arbeitenden Gestalter und Gestalterinnen vom Atelier 522 aus Markdorf im Hinterland des Bodensees beschreiben das Konzept als ein Theaterstück, in dem das Zusammenspiel aller Sinne eine tragende Rolle spielt. Um dieses multisensorische Erlebnis bis ins kleinste Detail zu inszenieren, wurde ein umfangreiches Drehbuch geschrieben, mit dem Ziel, gastronomisches Erleben ganz neu zu erfinden und Menschen emotional zu berühren.
Ein Aperitif in der Lounge stimmt die Gäste auf die bevorstehenden Sinneserfahrungen ein. Im anschließenden "Waterfall" soll ein erfrischendes Ritual die Sinne reinigen. Die folgenden Raumsequenzen beinhalten jeweils ein übergeordnetes Thema, das sich in der Gestaltung widerspiegelt. Die eigentliche Reise beginnt im Bereich "Discovery", wo die Gäste in den eigens für das Eatrenalin entwickelten Floating Chairs Platz nehmen. Die patentierten "schwebenden Stühle" bündeln die vielen Erfindungen und Erfahrungen der Familie Mack rund um mobile Fahrgeschäfte. Jeder einzelne Sitzplatz bildet eine freibewegliche Einheit mit gepolstertem Sessel, zwei kleinen Tischchen in Kniehöhe und verschiedenen Service-Buttons. Darauf werden die Gäste samt den kulinarischen Genüssen in Bewegung gesetzt und durch die folgenden Stationen manövriert. Dabei sitzt man in unterschiedlichen Kombinationen, mal gegenüber oder nebeneinander. Jeder Floating Chair besteht aus über 2000 Bauteilen und hat ein Gesamtgewicht von 320 Kilogramm. Darin "floated" man bequem weiter und taucht im Raum "Ocean" in die Tiefen des Meeres ein. Der anschließende Raum "Taste" verändert sich dynamisch und passt sich den süßen, sauren, bitteren und salzigen Aromen an. Auch der fünften Geschmacksrichtung, die vom Japaner Kikunae Ikeda als "umami" bezeichnet wurde und die im Deutschen meist mit "herzhaft" oder "würzig" übersetzt wird, ist ein eigener Raum gewidmet. Im "Spaceship" heben die 200 allabendlichen Gäste ab, um die Unendlichkeit des Alls und die Schwerelosigkeit auf dem Mond im "Universe" zu erleben. Nach rund zwei Stunden und dem abschließenden Dessert im Raum "Incarnation" geht es per Fahrstuhl zurück in die Realität an die Bar. Eingebettet ist die Reise in LED-Screens, bewegliche Elemente sowie die speziell abgestimmte Licht- und Tontechnik. Das Berliner Produktionsstudio T-Rex Classics hat zudem einen speziellen Soundtrack entwickelt, der die Choreografie untermalt.

Aus dem anfänglichen Adrenalinkick, den die ersten hölzernen Karussells aus der kleinen Manufaktur im Schwarzwald auslösten, hat sich ein multimedial agierendes Familienunternehmen entwickelt, das immer wieder neue Zielgruppen anspricht. So hat sich der Europa-Park in den vergangenen zwei Jahren den veränderten Gegebenheiten angepasst, ein Streaming-Studio für hybride Events entwickelt und wird zunehmend als Produktionsstandort für TV-Produktionen genutzt. Auch die aktuellen Anforderungen der ESG-Richtlinien zu verantwortungsbewusstem Handeln in Bezug auf Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance) sind eine große Herausforderung für die Zukunft der gesamten Event- und Freizeitbranche. Jons Messedat
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